Pensionierung in Sichtweite – auf ein „letztes“ Wort mit Noch-Abteilungsleiter Andreas Gobba

Am 01.02.2024 ist es soweit: Ab dann darf AKS-Abteilungsleiter Andreas Gobba offiziell den Titel „Pensionär“ tragen und seinen über 40-jährigen aktiven Dienst im Namen des Landes Niedersachsen, der im November 1983 mit dem Referendariat in Leer (Ostfriesland) begann, hinter sich lassen und in einen neuen Lebensabschnitt eintreten.

Einerseits natürlich ein Grund zur Freude, andererseits bedeutet ein Abschied auch immer, dass man etwas Vertrautes loslassen muss. Im Fall von Andreas Gobba ist dies nicht nur seine 40-jährige Laufbahn beim Land Niedersachsen, sondern auch seine 38,5 Jahre lange Tätigkeit für die Adolf-Kolping-Schule Lohne, an der er seit August 1985 regelmäßig ein- und ausgeht und deren Geschicke er seit 2007 als Abteilungsleiter maßgeblich mitlenkte. Schon vor einigen Wochen hatte ich ihn gebeten, mir ein paar Stichworte zu seinem beruflichen Werdegang und seinen schönsten Erlebnissen an der AKS aufzuschreiben. Wenig später erhalte ich eine Übersicht, auf der fein säuberlich allerhand Daten und Lebensstationen chronologisch gelistet sind. Ich erfahre, dass Andreas Gobba früher selbst Schüler der Adolf-Kolping-Schule war (Hochschulreife 1978), dass er 1980 nach dem Vordiplom in der Fachrichtung Maschinenbau in den Studiengang Lehramt an berufsbildenden Schulen mit den Fächern Maschinenbau und Anglistik gewechselt hat, dass er im August 2008 zum Studiendirektor ernannt wurde und im November 2023 sein 40-jähriges Dienstjubiläum feierte und dass die Planung und Sanierung von Gebäude 2 sowie die Planung und der Neubau von Gebäude 4 zu den Highlights seiner beruflichen Tätigkeit zählten.

Was ich anhand des „technischen Datenblatts“ nicht erfahre, ist wie der Mensch Andreas Gobba auf seine Dienstzeit zurückblickt, wie er mit dem Abschied aus dem Berufsleben umgeht, was er an der AKS vermissen wird, was seine Pläne für die Zukunft sind…

Ich überrasche ihn daher einfach unangemeldet zu einem Interview in seinem Büro. Wie immer steht die Tür offen. Andreas Gobba ist gerade dabei, die Verkabelung seines Computers zu reparieren. Nachdem ich ihm mein Anliegen vorgetragen habe, lässt er sofort alles stehen und liegen und steht mir Rede und Antwort. Als erstes möchte ich von ihm wissen, was er am Donnerstag, den 01.02.2024 – dem ersten Tag als Pensionär – vorhat. „Ausschlafen, mit meiner Frau, die sich an dem Tag extra frei genommen hat, frühstücken und Abstand gewinnen“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Natürlich interessieren mich auch seine längerfristigen Pläne… Neben Gartenarbeit, Männersport beim OSC Damme und Zeit für Hobbys wie Modellbau und Segeln, fällt auch hier wieder die Aussage „Abstand gewinnen“. Ich hake nach. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens seien relativ fremdbestimmt gewesen durch das „System Schule“, jeder Tag mehr oder weniger durchgetaktet. Morgens aufstehen, Unterricht, Termine hier und da. Nun müsse er sich erst einmal neu justieren und seine Tage eigenverantwortlich gestalten. Aber das sei auch genau das, worauf er sich in diesem neuen Lebensabschnitt am meisten freuen würde: In den Tag hineinleben, autonome Wochenplanung und keine Bindung an die Ferienzeiten mehr. Auch wenn deutlich wird, dass Andreas Gobba froh ist, die starren Zeiten, Vorgaben und Regularien des Beamtendaseins hinter sich zu lassen, so zeigt sich wenig später, dass er mit dem Unterrichten noch nicht ganz abgeschlossen hat. Ich möchte von ihm wissen, ob er sein Arbeitszimmer zuhause schon aufgelöst und Materialien und Bücher entsorgt hat. Ja, er habe sein Arbeitszimmer tatsächlich schon umgeräumt und sich bereits von einigen Sachen getrennt. Ein paar Bücher habe er aber vorsichtshalber stehengelassen, um vielleicht mal Nachhilfe zu geben. „Also eigentlich nicht, aber man weiß ja nie“, fügt er schnell hinzu. Meine Frage, ob er heute im Jahr 2024 nochmal Lehrer werden würde, bejaht er nach kurzem Zögern mit der Begründung, dass er immer Vollblutlehrer gewesen sei, allerdings – so führt er weiter an – sei er ehrlich gesagt froh, dass er jetzt keine Englischarbeiten mehr korrigieren müsse. Den unterschiedlichen Korrektur-Aufwand von technischen im Vergleich zu sprachlichen Klausuren habe er jahrelang am eigenen Leib erfahren, lässt er mich wissen: „Als ich 1985 an die AKS kam, da gab es nur zwei Englischlehrer. Ich wurde einfach ins kalte Wasser geschmissen. Von heute auf morgen 18 Stunden Englisch in der Fachoberschule und im Beruflichen Gymnasium Technik. Nach acht Monaten standen dann direkt die ersten Abiturprüfungen an.“ Im Laufe seiner Dienstzeit sind noch einige weitere Abiturprüfungen hinzugekommen: „Ich habe in der Folge dann 25 Jahre Englisch-Abitur am Stück gemacht, irgendwann reicht es dann auch mal.“

Natürlich interessiert mich jetzt auch, woher seine Liebe zur englischen Sprache stammt, schließlich ist die Kombination der Fächer Metalltechnik und Englisch eher ungewöhnlich. Die anderen „Metaller“ unseres Kollegiums haben Zweitfächer wie Mathe oder Physik. „Da muss ich ein wenig ausholen“, schmunzelt er. Ich erfahre, dass Englisch während seiner eigenen Schulzeit nie sein Lieblingsfach gewesen ist und die Studienwahl eine Vernunftentscheidung wegen besserer Einstellungschancen war. Gegen Ende seiner Ausführungen erklärt mir der angehende Pensionär, dass die Englischliebe eigentlich erst im Laufe des Lehramtsstudiums entflammte, als er 1981 und 1982 freiwillige Auslandspraktika in der Glasindustrie von St. Helens in North West England absolvierte. Von da an sei es um ihn und die englische Sprache geschehen gewesen. „Diese Leidenschaft wollte ich dann auch immer im Unterricht bei meinen Schülern wecken.“, ergänzt er abschließend. Selbstverständlich zählen aus diesem Grund auch die einwöchigen Londonfahrten mit den Technikern und Fachoberschülern zu den schönsten Erlebnissen seiner Laufbahn.

Wesentlich schwieriger als den täglichen Wechsel zwischen seinen beiden Unterrichtsfächern Englisch und Metalltechnik hat Andreas Gobba übrigens den Spagat zwischen seinem Dasein als Lehrkraft und seiner Rolle als Abteilungsleiter empfunden. Dennoch, erklärt er mir, würde er diesen Posten jederzeit wieder übernehmen und bereut seine einstige Bewerbung nicht. Routinen seien generell nicht so sein Ding. „Als Abteilungsleiter konnte ich Schule aktiv mitgestalten, das hat mir immer am meisten Spaß gemacht. Allerdings musst du auch immer ein bisschen Schauspieler sein, da du Vermittler zwischen Betrieben, Behörden und Lehrern bist“, so Gobba weiter.

Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter habe jedoch immer der Anspruch gestanden für seine Lehrkräfte da zu sein und für sie einzustehen. „Hinter den Kulissen wurde auch schon mal hart gerungen und diskutiert“, erinnert er sich lachend. Da seien regelmäßig Kämpfe ausgefochten worden, von denen so keiner etwas mitbekommen habe. „Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, den Lehrkräften meiner Abteilung zu zeigen, dass ich hinter ihnen stehe. Ob ich das tatsächlich so umsetzen konnte, das müssen andere beurteilen.“

Gegen Ende unseres Gesprächs frage ich Andreas Gobba noch, was er an der AKS, die einen langen Zeitraum seines Lebens geprägt hat, am meisten vermissen wird. „Ich bin ein Mensch, der Nervenkitzel braucht, der Routinen verabscheut. Am meisten Spaß gemacht hat mir immer das aktive Mitgestalten von Schule und das werde ich tatsächlich auch vermissen. Von den netten Gesprächen und dem tollen Kollegium mal abgesehen.“ Zum Glück, so führt er weiter aus, hätte er sich in den letzten Monaten schon ein wenig auf die bevorstehende Situation vorbereiten können. Er habe zu Beginn seines letzten Schuljahres darum gebeten, weniger an schulischen Entscheidungen beteiligt zu werden. „Ich wollte jetzt zum Abschluss nicht noch irgendwo irgendwelche Pflöcke einschlagen, um mir ein Denkmal oder so zu setzen.“ Seinen Abschied habe er daher ganz bewusst in den Blick genommen, unter anderem um seinem zukünftigen Nachfolger den Einstieg zu erleichtern. Auch der Abschied vom „Unterrichtsgeschäft“ gestaltete sich für Gobba fließend – wegen einer Vielzahl an Überstunden kommen nur noch wenige Schüler in den Genuss seiner letzten Unterrichtsstunden, die er aktuell an der AKS erteilt.

Lieber Andreas, wir danken dir für dein Engagement an der Adolf-Kolping-Schule und für die schönen gemeinsamen Stunden. Für deinen neuen Lebensabschnitt wünschen wir dir alles Gute und viele schöne, neue Herausforderungen und den notwendigen Abstand. Lass dich zwischendurch mal wieder blicken.