Am 31. Januar 2025 ist Schluss: Jörg Kasten verlässt die Adolf-Kolping-Schule (AKS) in Lohne und geht in den wohlverdienten Ruhestand. Mit ihm verabschiedet sich eine Ära Mathematik und ein Lehrer, der sich durch Fachwissen, Engagement und eine Prise trockenen Humors auszeichnete. Doch wer ist der Mann, der seit über einem Jahrzehnt die Fächer Mathematik, Physik und Metalltechnik an der AKS mit Leben gefüllt hat?
Seine berufliche Karriere startete Jörg Kasten nicht im Klassenzimmer, sondern bei der Bundeswehr. Kasten, der auf einen beeindruckenden Lebenslauf zurückblicken kann, entschied sich 1977 nach dem Abitur zunächst für eine Laufbahn bei der Bundeswehr und absolvierte ein Maschinenbau-Studium an der Universität der Bundeswehr in Hamburg. Nach dem Abschluss als Diplom-Ingenieur war er bis 1989 als Offizier tätig, bevor er in die freie Wirtschaft wechselte. Hier übernahm er unter anderem die Leitung eines Werkes in Niedersachsen und arbeitete als technischer Direktor in Mexiko.
2009 begann schließlich seine Karriere als Lehrkraft an der AKS, zunächst als Honorarkraft, später als Quereinsteiger. Mit knapp 50 Jahren absolvierte er am Studienseminar Osnabrück ein dreijähriges Referendariat, um die volle Lehrbefähigung zu erlangen. „Schon nach dem Abi wollte ich Lehrer werden“, erinnert sich Jörg, „aber damals hieß es, es gäbe keine Stellen.“ Dass er später doch noch seinen Weg ins Klassenzimmer fand, war eine glückliche Fügung – für ihn und für die Schule.
An der AKS war Jörg Kasten mehr als nur Lehrer. Er war auch Mentor neuer Kollegen, Teamleiter und ein Vorbild für strukturiertes Arbeiten. „Wenn ich etwas beherrschte, suchte ich mir neue Herausforderungen“, erklärt er. So war er unter anderem Mitglied der Kommission zur Erstellung des Zentralabiturs für Mathematik – eine Aufgabe, die ihm besonders am Herzen lag. Sein Arbeitsethos zeigte sich nicht nur im Unterricht, sondern auch in seiner Disziplin. Morgens kurz vor sieben war Kasten meist einer der Ersten auf dem Parkplatz vor der Schule und im Lehrer-Arbeitsraum der AKS, um Unterricht vorzubereiten oder Klassenarbeiten zu korrigieren. Aber auch für ein nettes Pläuschchen mit den Kollegen, die ihm zu dieser frühen Tageszeit Gesellschaft leisteten, blieb immer noch ein wenig Zeit.
Ähnlich wie sein Tagesablauf war auch sein Unterricht geprägt von Klarheit, Struktur und natürlich einer Prise trockenem Humor. Sein Lieblingswitz darf an diese Stelle daher natürlich nicht fehlen: „Ein Biologe, ein Physiker und ein Mathematiker wollen einen Löwen fangen: Der Biologe stellt einen Käfig auf und wartet – vergeblich. Der Physiker zieht einen Zaun immer enger, bis die Wahrscheinlichkeit, einen Löwen gefangen zu haben, hinreichend groß ist. Der Mathematiker setzt sich in den Käfig und definiert sich als ‚draußen‘.“
Was er am meisten vermissen wird im Ruhestand? „Ich habe immer versucht, Schüler für meine Fächer zu begeistern. Das Staunen der Schüler wird mir wohl am meisten fehlen“, gesteht er. Und auch, wenn er bemerkt, dass sich Schüler im Laufe der Jahre verändert haben – „sie sind unkonzentrierter geworden“ –, blieb er stets optimistisch und hat er seinen Beruf bis zuletzt mit Leidenschaft ausgeübt. „Selber denken macht schlau!“, lautet seine Botschaft, die er Schülern und Kollegen als Andenken dalassen möchte.
Einer seiner unvergesslichsten Momente in seiner Laufbahn als Lehrer war die Abiturfeier, bei der ein Schüler seine Arbeit im Rahmen einer Abschluss-Rede würdigte und das komplette Auditorium spontan Beifall klatschte. „Das war ein unglaubliches Gefühl und unglaublich motivierend.“, erzählt er mit leuchtenden Augen.
Sein Tipp für junge Kollegen, die sich manchmal von den Anforderungen des Lehrerberufs überfordert fühlen? „Organisation ist alles! Gleich in jungen Jahren alles geben! Gute Unterrichtsvorbereitung, die auch später noch verwendet werden kann, und ein diszipliniertes Zeitmanagement sind das A und O.“, schildert er aus seinem Erfahrungsschatz.
Doch was kommt nach der Zeit an der AKS? Vieles, denn auch im Ruhestand wird Kasten nicht stillsitzen! Bereits am 3. Februar geht es nach Kapstadt, und danach möchte er seine Sprachkenntnisse in Französisch und Spanisch vertiefen. „Vielleicht melde ich mich für die B1-Prüfungen an und besuche Kurse im Ausland“, überlegt er. Außerdem möchte er körperlich aktiv und fit bleiben: „Ein paar Liegestütze und Kniebeugen am Morgen werden sicherlich auch zu meinem perfekten Rentnertag dazugehören.“
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet sich Jörg Kasten in wenigen Tagen von der AKS und freut sich auf die niemals endenden Ferien.
Lieber Jörg, das gesamte Team der AKS wünscht dir eine großartige Zeit im Ruhestand – du hast sie dir redlich verdient! Kirsten Teupen für die AKS