„Stell dir vor, morgen ist Schule – und du hast richtig Bock drauf“

Astrid Dahlbüdding verantwortet an der AKS Lohne als Abteilungsleiterin die Bereiche Fahrzeugtechnik und Technikerschule – und ist dabei weit mehr als eine Verwaltungsfigur. Sie ist jemand, der Strukturen durchdringt, Menschen im Blick behält und Veränderungen mitgestaltet.

Der Satz, der über diesem Porträt steht, stammt übrigens nicht von ihr selbst. Sie hörte ihn auf einer Fortbildung von einer Kollegin, die ihn als Leitmotiv für Schulentwicklung formulierte. Doch seither lässt er Astrid nicht mehr los. Für sie bringt er genau das auf den Punkt, was sie antreibt: Schule als Ort der Freude, der Neugier, der Entwicklung. Ein Ort, an dem man gerne ist, weil man etwas bewegen kann. Ein Ort, an dem es sich lohnt, mitzugestalten. Und dieser Gedanke ist für sie keine bloße Vision, sondern gelebte Praxis – selbst an einem Freitagmittag mit drohender Nachtschicht.

Es ist kurz vor den Sommerferien, Zeugnisendspurt. Die Schule leert sich bereits, das Wochenende naht. Als ich gegen 13 Uhr bei Astrid im Büro zum Interview eintreffe, ist sie tief versunken in ihr Zeugnisprogramm. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Listen. Sie schiebt die Tastatur zur Seite als sie mich sieht und lächelt. „Eigentlich hab ich keine Zeit – aber ich freu mich drauf.“

Während wir sprechen, öffnet sich die Tür. Klaus Ostendorf, unser stellvertretender Schulleiter, schaut kurz herein: „Wie lange bist du heute noch hier, Astrid?“ – „Bis alle Zeugnisse fertig sind“, antwortet sie. „Wird wohl eine Nachtschicht.“ Sie lacht dabei, nicht gequält, sondern herzlich. Genau dieser Mix aus Humor, Haltung und echter Präsenz macht sie aus. Astrid ist eine, die Schule nicht nur organisiert, sondern mitdenkt, bewegt, weiterträgt.

Am Montag wird Astrid Dahlbüdding offiziell zur Studiendirektorin ernannt – übrigens auch Anlass für unser Gespräch. Seit eineinhalb Jahren ist die gebürtige Lohnerin bereits Teil der erweiterten Schulleitung. Ob mit oder ohne offiziellem Siegel ist ihr dabei persönlich auch gar nicht wichtig. Ursprünglich kommt sie sowieso aus einer ganz anderen Ecke: Gymnasiallehramt, Fächerkombination Deutsch und katholische Religion. Wegen fehlender Stellen an Gymnasien landete sie nach ihrem Referendariat im BBS-Bereich – und blieb.

Woher die Liebe für ihre Fächer kommt? „Ich war die erste weibliche Messdienerin in der St. Gertrud Kirche in Lohne. Das hat mich geprägt. Religion war immer Teil meines Denkens.“ Auch in der Sprache hat sie ihre Heimat gefunden. „Ich liebe es, Sprache zu untersuchen und ihre Wirkung zu verstehen. Außerdem wurde bei uns zuhause viel gelesen. Meine Schwester und meine Mutter haben meine Passion für die deutsche Sprache stark geprägt.“

Dass sie heute Verantwortung für Technik und Organisation übernimmt, sieht sie nicht als Widerspruch, sondern als Chance: „Ich bin nicht die Fachfrau, aber gerade deshalb kann ich neutraler schauen. Ich frage, höre zu, stimme mich ab. Das ist ein Vorteil.“

Führung bedeutet für Astrid mehr als das Umsetzen ministerieller Vorgaben. Es ist ein Balanceakt zwischen Vision und Verwaltung, zwischen Mensch und System. „Was mich überrascht hat: Ich kann berufliche Entscheidungen besser von persönlichen Empfindungen trennen, als ich dachte. Das hätte ich mir früher nicht zugetraut.“

Ihr Führungsverständnis ist klar: Verantwortung heißt, den Blick in beide Richtungen zu wahren – von oben nach unten, aber auch von unten nach oben.
„Was brauchen unsere Schülerinnen und Schüler? Was unsere Kolleginnen und Kollegen? Und was braucht Schule insgesamt?“
Entscheidungen müssen kommuniziert werden, sagt sie – und alle sollten im Prozess mitgenommen werden. Aber: Wer entscheidet, muss auch dazu stehen.

Ihre Vision von Schule ist so klar wie lebendig: „Ich möchte, dass alle gerne in die AKS kommen. Dass man Fehler machen darf. Dass man Lust hat, was auszuprobieren. Dass man sich gegenseitig ernst nimmt – aber nicht zu ernst. Und dass man das Gefühl hat: Ich kann hier wachsen.“ Diese Vision gilt für Lernende und Lehrende gleichermaßen. „Wie schön wäre es, wenn Schule ein Ort ist, an dem einfach jeder sein Potential auch voll entfalten könnte.“

Dass sie dabei nicht immer allen gefallen kann, ist ihr bewusst. „Wenn ich auf Widerstand stoße, gehe ich in Gespräche, versuche zu überzeugen. Aber irgendwann muss man entscheiden: Was zählt mehr? Die Einzelmeinung oder das große Ganze?“ Daran musste sie sich erst gewöhnen. „Man kann es nicht immer allen recht machen. Eine Kröte muss man immer schlucken. Man hätte gerne alles – aber irgendeine Kröte ist immer dabei.“

Besonders stolz ist Astrid auf zwei Dinge, die sie initiiert hat: den Lehrerzimmer-Newsletter, der den Kolleginnen und Kollegen die Frühstückspause versüßt – und die laufende Neuausrichtung der Technikerschule: „Da ist schon richtig viel passiert. Wir arbeiten an einer Kultur des gemeinsamen, selbstständigen Lernens. Nicht perfekt, aber auf einem sehr guten Weg.“

Was sie antreibt? Die Antwort ohne zu überlegen. „Ich mag Menschen. Und ich finde es faszinierend, wie sie in diesem komplexen System Schule ihren Platz finden. Da möchte ich unterstützen, Brücken bauen, Rahmen schaffen.“

Und wenn alles zu viel wird? „Dann tanze ich. Also nicht aus der Reihe (lacht) – wobei das kann ich auch gut – nein, ich meine eher: Feiern! Oder ich lege mich mit einem Buch ans Meer.“ Wieder lacht sie. „Und ganz ehrlich: Ich bin ziemlich gut darin, nicht perfektionistisch zu sein.“

Was sie sich für Schule wünscht? „Mehr Mut zur Veränderung. Und dass Schule ein Ort wird, an dem man nicht nur absitzt, sondern richtig Bock hat.“ Dieser eine Satz von der Fortbildung begleitet sie bis heute: „Stell dir vor, morgen ist Schule – und du hast richtig Bock drauf.“ Sie ergänzt: „Ich finde, er trifft es einfach. Genau das ist mein Ziel!“

Richtig genervt ist sie dagegen von den ewigen Klischees über Schule und Lehrkräfte. „Klar gibt es Freizeitoptimierer. Aber es gibt auch so viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die einen unglaublich tollen Job machen. Lasst und doch mal den Blick auf das Positive richten – und Schule endlich gemeinsam verändern, statt immer nur zu meckern!“

Eine kleine Notiz am Rande, was viele nicht wissen: Astrid kann einen Köpper vom 5-Meter-Brett. Jedes Jahr. Und nein, das steht nicht im Zeugnisprogramm. Aber vielleicht sollte es das.

Und falls sich jemand fragt, wann sie bei all dem eigentlich schläft: Sie schafft es tatsächlich, jede Nacht auf sechs bis sieben Stunden Schlaf zu kommen. Meistens. Auch wenn’s mal eine Nachtschicht braucht. Der Kaffee ist dabei ihr treuer Begleiter – das wissen auch ihre Schülerinnen und Schüler. Denn sie steht für eine neue Generation von Schulleitung: menschlich, mutig, humorvoll. Oder, wie ihre Lernenden sagen würden: ☕️❤️

Und das Wichtigste zum Schluss: Sie würde es jederzeit wieder tun. „Ich gehe jeden Morgen mit einem Lächeln zur Schule. Weil ich unsere Schule unfassbar toll finde.“

Und ja, das glaubt man ihr sofort.

 

Liebe Astrid, herzlichen Glückwunsch zu deiner Ernennung zur Studiendirektorin! Wie schön, dass es dich nach Lohne an die AKS verschlagen hat! Wir freuen uns darauf, mit dir gemeinsam Schule zu verändern und zu einem Ort zu machen, auf den alle Bock haben.