Thomas Stransky – Verkehrssicherheitsberater des Polizeikommissariats Vechta – geht seit mehreren Tagen an der AKS ein und aus, um Berufsschülern mit seinem 90-minütigen Mitmachvortrag „No Risk no Fun“ Risiken und Gefahren als Teilnehmer im Straßenverkehr näher zu bringen. Die Veranstaltung richtet sich vor allem an junge Fahrerinnen und Fahrer, denn was viele nicht wissen – allein im vergangenen Jahr wurden ¼ der insgesamt 2533 Unfälle im Landkreis Vechta von jungen Autofahrern im Alter zwischen 18 und 24 Jahren verursacht. Dabei machen die 18-24-Jährigen gerade einmal 7,2 Prozent der Einwohner des Landkreises aus. Zieht man diejenigen ab, die keinen Führerschein besitzen, so ergibt sich folgendes Bild: 7 Prozent aller Führerscheininhaber verursachen 25 Prozent der Unfälle im Raum Vechta.
Damit sich diese erschreckend hohe Zahl verringert und um generell auf Gefahren und Selbstüberschätzung im Straßenverkehr aufmerksam zu machen, besuchen Stransky und seine Kollegen regelmäßig Schulen und andere Einrichtungen. Es geht ihnen nicht darum, den Jugendlichen mit dem erhobenen Zeigefinger entgegenzutreten, sondern ihr Gefahren- aber auch ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Im Gespräch mit den Schülergruppen wird schnell klar, dass jeder schon einmal eine Situation erlebt hat, bei der er sich als Beifahrer unwohl gefühlt hat. Stransky ermuntert die jungen Leute dies anzusprechen und gegebenenfalls einfach auszusteigen, wenn der Fahrer keine Rücksicht nimmt und beispielsweise während der Fahrt mit dem Smartphone spielt oder viel zu schnell fährt. „Ihr habt nur ein Leben, wir brauchen euch alle“, so Stransky. Als er von seinen eigenen Erfahrungen aus der Unfallpraxis als Polizist spricht, wird es ruhig im Saal. „Das braucht kein Mensch. Kein Polizist, kein Feuerwehrmann, kein Ersthelfer und erst recht kein Angehöriger.“
Gemeinsam mit den Teilnehmern erarbeitet Stransky nicht nur die Fakten, warum gerade junge Fahrer eine große Risikogruppe darstellen, sondern überlegt auch gemeinsam mit ihnen Lösungsstrategien, wie solch hohe Unfallzahlen künftig verringert werden können. Immer wieder ermuntert er die jungen Mensch Mut und Courage zu zeigen und auch Dinge anzusprechen. So erfahren die Lernenden auch, dass Emotionen wie Frustration und Wut beispielsweise besonders häufig zu Fahrzeugmissbrauch und schweren Unfällen führen. Darüber hinaus führte der Verkehrssicherheitsberater auch verschiedene Rechnungen mit den Lernenden durch: Zum Beispiel, um welche Länge sich der Bremsweg verlängert, wenn man innerorts statt 50 km/h 65 km/h fährt oder welche Kräfte wirken, wenn ein PKW mit 100 Stundenkilometern vor einen Baum prallt.
Ein Thema, das Stransky in diesem Jahr besonders intensiv mit den jungen Fahrerinnen und Fahrern thematisiert ist der Konsum von Cannabis, der in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Die Polizei des Landkreises Vechta stellte in den vergangenen zwei Jahren deutlich mehr Drogendelikte fest. Stransky räumt daher mit dem Gerücht auf, dass Kiffen angeblich gesünder sei als normales Rauchen. Cannabis ist ein Nervengift, das Lungenkrebsrisiko sogar noch um ein Vielfaches höher als bei normalem Rauchen. Zudem ist die Substanz nicht wie so gerne behauptet wird, nach einem halben Tag nicht mehr nachweisbar. Selbst nach 72 Stunden kann problemlos nachgewiesen werden, ob jemand gekifft hat oder nicht und was noch viel schlimmer ist, dass das Wahrnehmungs- und Reaktionsvermögen der Anwender ebenfalls noch beeinträchtigt ist. Wer also freitags kifft, darf nicht – wie so gerne angenommen wird – am Montagmorgen als Autofahrer am Straßenverkehr teilnehmen.
Im Anschluss hatten die Lernenden dann noch die Gelegenheit ein „Original-Unfallfahrzeug“ von einem schweren Verkehrsunfall aus Kirchweyhe, bei dem mehrere junge Menschen ums Leben kamen, auf dem Schulhof der AKS zu besichtigen.