#Lernfies – Fünf Wochen Corona-Ferien? Nicht an der Adolf-Kolping-Schule

 “Wann schicken Sie uns endlich neue Aufgaben?” Die Lernenden aus der BEK20WA können es kaum abwarten, bis Klassenlehrer Konrad Muhle und seine Kolleginnen und Kollegen endlich wieder neue Arbeitsblätter auf digitalem Wege verteilen. 

Als am vergangenen Freitag (13.03.2020) plötzlich fest stand, dass die Schulen ab Montag erst einmal bis nach Ostern geschlossen bleiben, machte sich auch im Lehrerzimmer der AKS eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Unsicherheit und Aufregung breit. Schließlich wusste keiner so recht, was das jetzt bedeuten würde. Während die ersten auf fünf Wochen Corona-Ferien spekulierten, sorgten sich andere sofort um ihre Lernenden und die verlorene Zeit, um prüfungsrelevanten Lernstoff zu bearbeiten. Nach und nach sickerten Informationen seitens des Ministeriums durch, wie die Situation in den Schulen und im Umgang mit den Lernenden zu handhaben sei. Da die Vollzeit-Lernenden, die die Adolf-Kolping-Schule besuchen nicht mehr zu dem Kreis der Schülerinnen und Schüler gehören, für die eine Notbetreuung organisiert werden musste und die Berufsschüler sozusagen mit Schließung der Schule in die Obhut ihrer Ausbildungsbetriebe übergeben wurden, war schnell klar, dass die Lehrkräfte der AKS überwiegend im Home-Office arbeiten werden, da größere Ansammlungen von Menschen verboten sind und soziale Kontakte vermieden werden sollen. 

Eigentlich – so der ursprüngliche Plan – sollten nur die angehenden Abiturienten mit Übungsmaterial versorgt werden, damit ihnen bei den in diesem Jahr noch anstehenden Abiturprüfungen keine Nachteile entstehen. Für das restliche Kollegium schnürte die erweiterte Schulleitung gemeinsam mit den Teamleitern Arbeitspakete mit administrativen und schulorganisatorischen Tätigkeiten, die im hektischen Schulalltag manchmal zu kurz kommen. Vereinzelt wird auch in den Räumlichkeiten der Schule aufgeräumt, entrümpelt oder in den Werkstätten an neuen Unterrichtssituationen und zukünftigen Projekten getüftelt. Also nichts mit fünf Wochen Corona-Ferien. Jede Lehrkraft arbeitet dank Cloud und Teamviewern im Umfang ihres üblichen Stundendeputats von Zuhause aus.

Am Dienstag trudelten dann die ersten “Hilferufe” von Schülerinnen und Schülern ein. “Schicken Sie uns eigentlich Aufgaben? Uns ist langweilig, wir würden gerne lernen.” Auch wenn das Ministerium verboten hat, Aufgaben aus der Corona-freien-Zeit zu bewerten, so hat es zum Glück nicht verboten, die Lernenden mit Übungen zu versorgen und begleitend als Lerncoach über das Internet zur Verfügung zu stehen. 

Nicht nur in der BEK20WA, sondern auch im Beruflichen Gymnasium Technik und der Fachoberschule bildeten sich im Laufe der Woche schnell kleine Lerngruppen mit aufgabenhungrigen Schülerinnen und Schüler. “Der Messenger glüht”, schildert AKS-Kollege Konrad Muhle die Situation sichtlich erfreut. Es gäbe nicht einen Jugendlichen in seiner Klasse, der nicht mitlernen wollen würde. Jeden Tag schickt er seinen Schützlingen nun morgens ein bis zwei Aufgabenblätter inklusive Lernhinweise und Links zu geeigneten Lernvideos im Netz. Die Lernenden sind dadurch automatisch für die von der BEK20WA ausgedachten Challenge #Lernfie nominiert – denn erst wenn sie Konrad Muhle ein #Lernfie (also ein Selfie von sich und den gelösten Aufgaben) schicken, erhalten sie das Lösungsmaterial, um ihre Aufgaben kontrollieren zu können. Dieses System bewährt sich, die Lernenden sind mit Feuereifer bei der Sache und verlangen nach dem #Selfie meistens noch Zusatzaufgaben für den gleichen Tag. 

Auch wenn die neue Art des Lernens für beide Seiten spannend ist, so sind sich alle Beteiligten – Lehrkräfte und Lernende – einig, dass ihnen der ganz normale Schulalltag eindeutig lieber wäre.        

Foto: Konrad Muhle