Lernende der AKS setzen sich mit Krieg in der Ukraine auseinander

Der Krieg in der Ukraine hält spätestens seit dem 24. Februar 2022 die Welt in Atem und sorgt auch bei den Schülerinnen und Schülern der AKS für Gesprächsbedarf. Ängste vor einem 3. Weltkrieg machen sich breit, Ängste vor einer immer stärker werdenden Spaltung der Gesellschaft, aber auch eigene Existenznöte aufgrund der gestiegenen Energiepreise nehmen zu. Für Lehrkräfte stellt die Situation ebenfalls eine große Herausforderung dar: Einerseits möchten sie ihren Schülern Sorgen und Ängste nehmen, Zuhörer und Mut-Macher sein, andererseits obliegt ihnen auch die Aufgabe, die vertrackte Situation in der Ukraine im Unterricht zu thematisieren und den komplexen Sachverhalt lerngruppenspezifisch und schülergerecht herunter zu brechen. Aufgrund der komplexen Vorgeschichte der Ukraine, einem Land, was seit seiner Gründung eigentlich nie so richtig zur Ruhe gekommen ist, kein leichtes Unterfangen.

Umso erfreulicher, dass es in diesen schwierigen Zeiten außerschulische Kooperationspartner und Unterstützungsangebote gibt, auf die von schulischer Seite zurückgegriffen werden kann. So kam es auch, dass Jugendoffizierin Meike Bauersfeld von der Bundeswehr am 14.03. in der AKS insgesamt drei Vorträge rund um den Ukraine-Konflikt sowie die Rolle der Bundeswehr und NATO in diesem Zusammenhang hielt. Bereits im Vorfeld hatte die 29-Jährige, die mit voller Dienstbezeichnung „Hauptmann Meike Bauersfeld“ heißt, betont, dass es ihr nicht darum gehe, Werbung für die Bundeswehr zu machen. Aufgabe der Jugendoffiziere sei lediglich über die Institution Bundeswehr zu informieren und einen Beitrag zur politischen Bildung zu leisten.

Und so stellte sie sich den Lernenden auch direkt mit den Worten „Ich bin nicht die Bundeswehr, ich arbeite bei der Bundeswehr und habe eine eigene Meinung“ vor. Kritisches Denken und die Fähigkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden, seien heutzutage unabdingbare Kompetenzen. Der Ukraine-Krieg sei auch ein Krieg der Medien, das dürfe man nicht außer Acht lassen. Jede Seite trüge ihre eigene Brille aus der sie die Geschehnisse sehe und beurteile, ganz gleich ob westliche Länder, Russland oder die Ukraine selbst. Hinzukäme die subjektive Sicht eines jeden Einzelnen bei der Bewertung von Informationen. Keine leichte Aufgabe wie man sieht, deshalb forderte Meike Bauersfeld die Lernenden auch auf in den direkten Dialog mit ihr zu treten und andere Sichtweisen und Perspektiven miteinzubringen. Ihre Vorträge gestalteten sich daher auch als Mitmachangebot, bei dem die Schülerinnen und Schüler auch immer wieder selbst gefordert wurden, sich einzubringen.

Nach einer kleinen Einführungsphase zum Aufbau und zur Legitimation der Bundeswehr durch das Grundgesetz und das so genannte Weißbuch, bei der die Lernenden auch noch einige interessante Daten und Zahlen erfuhren – z.B., dass insgesamt 266 000 Menschen bei der Bundeswehr arbeiten (184 000 Soldaten und 82 000 Zivilbeschäftigte, Frauenanteil ca. 13 Prozent) oder dass es in etwa so viele Liegenschaften/ Kasernen wie McDonald´s-Filialen in Deutschland gibt (1457). Anschließend erläuterte die Jugendoffizierin anhand von ausgewähltem Bild- und Kartenmaterial die Aufgaben und Einsatzbereiche der Bundeswehr. Im Mittelpunkt standen vor allem die derzeitigen Auslandseinsätze und die dazugehörigen politischen Entscheidungswege. Aber auch Fragen nach der Führung der Bundeswehr im Ernstfall oder die Definition von Sicherheit sowie deren „Gegenteil“ Fragilität und fragile Staaten wurden thematisiert. Außerdem erhielten die Lernenden einen Einblick in Organisationen und Zusammenschlüsse, mit denen Deutschland/ die Bundeswehr zusammenarbeitet wie die UN, OSCE und die NATO. Dadurch konnte dann der Bogen zum aktuellen Ukraine-Krieg bzw. dem schon seit Jahren andauernden Konflikt geschlagen werden. Frau Bauersfeld erarbeitete gemeinsam mit den Lernenden die Problematiken rund um den Ost-West-Konflikt und beleuchtete immer wieder die jeweilige Situation in der Ukraine, die seit ihrer Gründung 1991 nach dem Zerfall der Sowjetunion immer zwischen Ost- und Westanbindung hin und hergerissen war und ein Land ist, das aufgrund von Revolutionen und Aufständen eigentlich noch nie seinen Frieden finden konnte.

Auch mit den spannenden Fragen, was welche Konfliktpartei derzeit erreichen will, warum Sanktionen verhängt werden und vor allem aber auch mit der Frage, was die Ukrainer möchten, setzten sich die Schülerinnen und Schüler am Ende in einer Diskussionsrunde auseinander. Während Russland keine NATO-Osterweiterung möchte, die Ukraine als historisch russisches Gebiet ansieht und die Maidan-Revolution als Völkerrechts- und Menschenrechtsbruch ansieht, hegen westliche Staaten einerseits natürlich auch wirtschaftliche Interessen an der Bodenschatz-reichen Ukraine, die sie seit 1991 als souveränen Staat ansehen, andererseits sind sie der Auffassung, dass Putin auch Vertragsbruch und Völkerrechtsverletzungen begangen hat, da eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine aktuell nicht zur Debatte steht. Die Ukrainer selbst wünschen sich wie wohl eigentlich alle Menschen weltweit einfach nur Frieden. Eine spontane Lösung, wie der Krieg sofort beenden werden kann, entwickelte am Ende zwar keiner der Anwesenden, aber es fand ein reger Austausch darüber statt, wie sich beide Seiten zumindest wieder annähern könnten.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Frau Bauersfeld für die interessanten Einblicke und ihre Sichtweise.