Lernen in Corona Zeiten: Homeschooling und Überraschungspäckchen

Auch wenn der Schulbetrieb an der Adolf-Kolping-Schule Lohne seit Montag (27. April 2020) nach mehrwöchiger Schließung wieder aufgenommen wurde, so ist derzeit noch nichts beim Alten. Die Mehrzahl der über 2300 Lernenden aus den Vollzeit- und Berufsschulklassen darf nach wie vor nicht im Klassenraum vor Ort lernen. Das so genannte „Homeschooling“, das stattdessen vom Kultusministerium angeordnet wurde, stellt nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch die Lernenden vor große Herausforderungen. Die AKS verfügt zwar glücklicherweise schon seit einiger Zeit über eine eigene Schulcloud, in der das digitale Unterrichtsmaterial problemlos zum Download und zur Bearbeitung zur Verfügung gestellt werden kann, doch nicht alle Schülerinnen und Schüler besitzen einen eigenen PC samt Drucker oder zumindest ein vollumfänglich funktionstüchtiges Smartphone, um am digitalen Unterricht teilnehmen zu können.

Für die rund 90 Lehrkräfte der AKS bedeutet dies, dass sie zunächst die individuellen Lernvoraussetzungen ihrer Lerngruppen abklopfen müssen, um ihren Homeschooling-Unterricht dann so gestalten zu können, dass sie tatsächlich alle ihre Lernenden erreichen. Doch auch die Kontaktaufnahme zu den einzelnen Schülerinnen und Schülern ist manchmal mühsam, da bei der Schulanmeldung kaum Kontaktdaten hinterlegt wurden und Messenger-Dienste wie WhatsApp vor der Corona-Pandemie als Kommunikationsmittel zwischen Lehrern und Schülern verboten waren. Zudem verhindern technische Schwierigkeiten oder schlechtes Internet bei dem ein oder anderen willigen Lernenden die Unterrichtsteilnahme.

Inzwischen hat sich die Kommunikation in den meisten Lerngruppen aber eingependelt und es werden fleißig Aufgaben von Zuhause gelöst. „Was wirklich toll ist“, resümiert Silke Brinkmann ihre ersten Erfahrungen mit der digitalen Beschulung der Berufskraftfahrer, „dass sich unter den Schülern Experten entwickeln, die ihren Mitschülern bei technischen Problemen helfen und uns Lehrer dadurch tatkräftig unterstützen.“ Dennoch appelliert sie an die Betriebe, dass es wichtig sei, die Auszubildenden zu unterstützen – vor allem technisch, z.B. durch Herausgabe von Laptops/ zur Verfügung-Stellen eines Arbeitsplatzes – denn nur dann könnten alle das Homeschooling gewinnbringend nutzen.

Dennoch sind viele Schülerinnen und Schüler traurig, dass sie nicht in die AKS dürfen und vermissen den Kontakt zu ihren Mitschülern und Lehrern. Anna-Lena Böckermann und Konrad Muhle haben sich daher eine ganz besondere Aktion für ihre Klasse BEK20WA einfallen lassen. Nachdem in den vergangenen Wochen bereits unzählige Aufgaben online verschickt und bearbeitet wurden, möchten die beiden Pädagogen ihren Lernenden eine kleine digitale Verschnaufpause gönnen. Da im Deutschkurs von Frau Böckermann als nächstes ohnehin das Lesen einer Lektüre auf dem Lehrplan stand, beschlossen Muhle und seine Kollegin ihre Schülerinnen und Schüler zu überraschen. Kurzerhand kauften sie einen Klassensatz der Lektüre „Ziemlich beste Freunde“ von Philippe Pozzo di Borgo in einfacher Sprache und verpackten jedes einzelne Exemplar als Geschenk. Oben drauf gab es für das Durchhalten bis zur Wiederaufnahme des Unterrichts eine kleine Tüte mit Schokolade, die man beim Schmökern von Büchern ja ohnehin gut gebrauchen kann. Selbstverständlich wurden die Pakete nicht mit der Post verschickt, sondern den Schülerinnen und Schülern persönlich zu Hause vorbeigebracht. Während Konrad Muhle den Bereich Vechta und Lohne belieferte, überraschte Frau Böckermann die Lernenden, die etwas weiter außerhalb wohnen. Natürlich unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln. Die Freude bei den Lernenden war riesig. Im Anschluss an die Aktion hagelte es Herzchen-Smileys und Worte des Dankes für Frau Böckermann und Herrn Muhle im Klassenchat.

 

Die Lernenden haben nun einige Tage Zeit, sich mit der Lektüre vertraut zu machen und bekommen dann (leider wieder online), Arbeitsblätter zum Leseverstehen. „Aber“, so Konrad Muhle, „wenn diese ganze blöde Situation vorbei ist und die Klasse wieder vor Ort beschult werden darf, dann schauen wir gemeinsam den Film zum Buch und zwar mit Popcorn und allem, was dazugehört.“

 

Fotos: Böckermann, Muhle & BEK20WA