In diesen Tagen blicken die AKS-Lehrkräfte Sabine Witte-Paulsen und Christian Meyer-Abich auf 25 Jahre im Schuldienst zurück. Normalerweise ein Ereignis, das im Rahmen einer kleinen Feierstunde von der Schulgemeinschaft entsprechend gewürdigt und gefeiert wird. In diesem Jahr fiel die Gratulationsrunde zwar ein wenig kleiner, dafür aber nicht minder herzlich aus. AKS-Schulleiter Martin kleine Bornhorst überreichte den beiden Jubilaren in der vergangenen Woche ihre Urkunden und würdigte die Arbeit der beiden Pädagogen mit einigen persönlichen Worten.
25 Jahre Schuldienst bedeutet nicht nur jahrelange Erfahrung im Lehrerberuf, sondern auch das Durchleben einer Vielzahl von Veränderungen, die das Schulsystem in den beiden letzten Jahrzehnten heimgesucht hat. Lustige Erlebnisse aus dem Schulalltag natürlich auch nicht zu vergessen… Grund genug also, um den beiden einige Fragen zu ihren Erlebnissen rund um das Lehren und Lernen an der AKS zu stellen.
Moin, moin Sabine, moin moin Christian erst einmal herzlichen Glückwunsch zu euerm 25-jährigen Dienstjubiläum. Wenn ihr an diese lange Zeit zurückdenkt, was war dann eigentlich euer bisher schönstes/ prägendstes Erlebnis in eurer Schullaufbahn als Lehrer/in?
Sabine-Witte-Paulsen (SWP): Danke, danke! Das kann ich gar nicht auf ein Erlebnis einschränken. Sicher gehört aber der erste Tag an der AKS dazu, an dem mich ca. 70 neue Kollegen (vorwiegend Männer im leicht fortgeschrittenen Alter) auf recht familiäre Art und Weise “in Empfang genommen haben“, so dass ich mich sofort wohl gefühlt habe. Außerdem sind natürlich die glücklichen Gesichter der „BVJties“ (Anmerkung der Redaktion: liebevoller Abkürzung für die SuS des Berufsvorbereitungsjahres), wenn sie ihre Hauptschulabschlüsse bekommen haben, auch immer sehr emotionale Momente, genauso die Tischler/-innen beim Empfang der Gesellenbriefe.
Christian Meyer-Abich (CMA): Klassen- bzw Kursfahrten finde ich immer besonders toll, weil diese lange in Erinnerung bleiben, sowohl bei den Betreuern als auch bei den Schülern. Ich war mit den Schülern des BGT in München, Barcelona, Prag und Berlin. Leider wurden hier die Bedingungen in den letzten Jahren immer enger geschnürt. Das schönste Erlebnis war die erste Abnahme einer Gesellenprüfung. Als ich den Schülern gratuliert hatte, kam ein Schüler auf mich zu und gratulierte mir. Ich fragte warum. „In Ihrer ersten Gesellenprüfung haben Sie es geschafft, dass wir alle bestanden haben!“ war seine Antwort.
Wie viele eurer 25 Dienstjahre habt ihr an der Adolf-Kolping-Schule verbracht?
SWP: Da ich seit August 2000 an der AKS bin, sollten das 21 sein (Referendariat von 1996-98 in Celle, zwei Jahre Elternzeit zwischen Celle und Lohne). Also eigentlich gefühlt alle.
CMA: Ich bin seit dem 21.08.2000 an der AKS.
Man könnte jetzt auf die Idee kommen, dass es langweilig ist, so viele Jahre an ein und derselben Schule zu unterrichten. Vielleicht könntet ihr einmal kurz skizzieren, welche Aufgaben ihr im Rahmen eurer Tätigkeit schon alles wahrgenommen habt, um diese Aussage zu entkräften.
SWP: Das mache ich gern. Kurz nach Eintritt in die AKS wurde ich zum Mitglied der “A14-Kommission”, die wurde – glaube ich – mit ProReKo aufgelöst. Acht Jahre war ich Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragte., was z.B. die Teilnahme an einigen Vorstellungsgesprächen mit sich führte, die ich nicht missen möchte. In dieser Zeit habe ich auch an der Fortbildung “Kollegiale Beratung und Supervision” teilgenommen, was ich sehr spannend und hilfreich für den Unterrichtsalltag fand! Die Teamleitung in Sport hatte ich inne und seit Sommer 2011 die Teamleitung BES mit meiner A14-Stelle. Für ein Jahr war ich, als unser ehemaliger Kollege Martin Glandorf sein Sabbatjahr genommen hat, auch Teamleiterin Holz. Im Prüfungsausschuss der Tischlerinnung bin ich zunächst als stellvertretendes Mitglied von 2008 bin 2013 und seit 2013 Vollmitglied. Das ist niemals langweilig!
CMA: Angefangen habe ich im Bereich SHK (Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik) noch vor der Neuordnung für den Ausbildungsberuf Zentral-Heizungs- und Lüftungsbauer. Hier bin ich auch nach der Neuordnung seit 2003 im Gesellenprüfungsausschuss tätig. Weitere unterrichtliche Einsätze waren lange Zeit als Klassenlehrer im BGJ Metalltechnik und zeitweise im Leistungskurs Metalltechnik im BGT. Deutsch habe ich über die Jahre in der FOT, FS und im BGT unterrichtet.
Wo seid ihr aktuell an der AKS eingesetzt?
SWP: Die meisten Stunden liegen momentan in der BES (Berufseinstiegsschule), dort habe ich eine Klasse in der BES 1 (Theorie), eine Klasse BES 1 -Sprache (Sport, Mathe, Kommunikation) und zwei Klassen der BES 2 in Sport, was im Moment echt spannend ist, weil wir ja nicht in die Sporthalle dürfen. Sporttheorie kann aber auch vielseitig und fächerübergreifend sein, so haben wir uns mit der Geschichte von verschiedenen Sportarten beschäftigt, Muskel- und Skelettbau untersucht, einen Fußballverein gegründet (MIT Gründungsversammlung) und Stuhlgymnastik gemacht. Im Bereich Holztechnik unterrichte ich im dritten Lehrjahr und bin gerade intensiv mit der Vorbereitung auf die Gesellenprüfung beschäftigt.
CMA: Ich bin Teamleiter in der Versorgungstechnik Sanitär-Heizungs- und Klimatechnik. Im Unterrichtsfach Deutsch bin ich hauptsächlich in der Fachschule aber auch im Beruflichen Gymnasium eingesetzt.
Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Welche Ziele habt ihr im Rahmen eurer Tätigkeit als Lehrer noch?
SWP: Das ist bei mir gerade ein ganz aktuelles Thema, ich interessiere mich für die Fachleiterstelle Holztechnik am Seminar Oldenburg und bin da gerade im Bewerbungsverfahren.
Es heißt oft: Früher war alles besser. Trifft das auch auf unser Schulsystem zu?
SWP: Manchmal ja… Die Umstellung vom BVJ auf BES 1 letztes Jahr hat sich mir noch nicht so ganz erschlossen …
CMA: Ich glaube, dass die Bürokratie, im Bezug auf Dokumentation und das Einhalten von Erlassen und Vorschriften immer mehr in den Vordergrund gerückt wird, anstatt dass die Schüler und der Unterricht im Vordergrund stehen.
Mit jeder geplanten und gehaltenen Unterrichtsstunde sammelt man neue Erfahrungen. Aufgrund eurer langjährigen Berufserfahrung habt ihr den jungen Kolleginnen und Kollegen einiges voraus. Gibt es etwas, was ihr jedem Berufseinsteiger als wertvollen Tipp mit auf den Weg geben würdet?
SWP: Wenn gerade alles schief zu laufen scheint: Zurücklehnen und mindestens fünf Antworten auf die Frage “Was könnte schlimmer sein?” finden. Und keine Scheu vor Fragen.
CMA: Das es nicht peinlich ist, etwas nicht zu wissen und sich Fehler auch einzugestehen. Über Probleme im Vorfeld sprechen und eine Lösung finden, bevor sich zu viel anstaut.
Wie würdet ihr euch selbst als Lehrerpersönlichkeit beschreiben?
CMA: Ich versuche den Schülern zu erklären, warum sie etwas lernen sollen und wie sie etwas lernen können. Ansonsten; möglichst locker bleiben.
Was macht euch eigentlich am Lehrerjob am meisten Spaß?
SWP: Die Schüler, die letztendlich dankbar sind für unser Engagement und sich nach der Schulzeit freudig mit dir austauschen.
CMA: Ich glaube, dass gerade die Berufsschule eine große Nähe zum Arbeitsalltag junger Gesellen hat. Die Absprach mit der Innung und dem Prüfungssauschuss und die damit verbundene Nähe zu Betrieben, Meistern und Junggesellen spiegelt sich in der Beziehung zu den Auszubildenden wider.
Hand aufs Herz: Was nervt euch am Lehrerberuf am meisten und wie geht ihr damit um?
SWP: Wenn die Technik mal wieder nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Plan B wird dann gezückt, da bin ich ja zum Glück äußerst kreativ.
CMA: Daran und davon! Möglichst schnell erledigen und nichts mit in die Ferien nehmen!
Durch die Corona-Pandemie hat sich der Unterrichtsalltag stark verändert. Wie seid ihr mit diesen Veränderungen umgegangen? Wo seht ihr Vor-/ Nachteile? Welche Erfahrungen werdet ihr auch zukünftig in den Unterricht integrieren?
SWP: Ganz, ganz toll finde ich, dass die Teilnahme am Online-Unterricht für Schüler im Falle von Krankheiten, die das Gesamtwohlsein nicht beeinträchtigen, selbstverständlich geworden ist. Das wird definitiv bleiben. Und selbst die BES1- Schüler, denen man ja oft „Schwänzeritis“ vorwirft, haben ganz schnell gelernt, mit Emails umzugehen und JITSI-Meetings abzuhalten. Größtenteils freuen sich aber auch alle wieder auf die gemeinsamen Stunden vor Ort in der Schule. Dass wir nicht in die Sporthalle dürfen, ist natürlich weniger schön, aber verständlich. Und was mir wirklich fehlt, ist der Kontakt zum Kollegium in den Pausen. Manche habe ich seit gefühlter Ewigkeit nicht gesehen! Da könnte ein Stück der “AKS-Familie”, wie ich sie immer empfunden habe, brüchig werden. Aber die nächste Weihnachtsfeier kommt bestimmt.
CMA: Ich denke, dass wir eine gute Möglichkeit haben, Konferenzen, Besprechungen und Sitzungen online abzuhalten, was zeitlich effektiver ist. Der persönliche Kontakt zu Kollegen, in der Schule selbst, fehlt. Da freue ich mich drauf, wenn wir alle (Schüler und Kollegen) wieder „normal“ in die Schule gehen dürfen.
Vielen Dank für das Interview und die damit verbundenen Einblicke in euer Berufsleben. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch von der ganzen AKS-Schulgemeinschaft. Das Feiern holen wir zu gegebener Zeit nach. Wir wünschen euch auch in den nächsten Jahren ganz viele Freude und viele neue tolle Erfahrungen im Schulalltag und dir Sabine natürlich ganz viel Erfolg bei deiner Bewerbung für die Fachleiterstelle Holztechnik.