Elftklässler setzen sich mit Thema „Hören und Hörschädigung“ auseinander

Jeder kennt wahrscheinlich jemanden, der ein Hörgerät trägt, weil sein Gehör nur bedingt funktioniert und Unterstützung benötigt. Wie ein Ohr aufgebaut ist, welche Arten von Hörschädigungen es gibt und wie sich dies bei den Betroffenen auswirkt, wissen aber nur die wenigsten. Um die Lernenden für diese Thematik zu sensibilisieren, da einer ihrer Mitschüler nur über den inneren Teil des Ohres hören kann, besuchte Nicole Kühling – Hörakustik-Meisterin aus Vechta – am Freitag, den 13.09.2019 die AKS und hielt einen Vortrag zum Thema „Hören, Schwerhörigkeit und Kommunikation“.

Zunächst erhielten die Elftklässler sowie interessierte AKS-Lehrkräfte Informationen zum Aufbau und zur Funktionsweise des Sinnesorgans „Ohr“. Mit Hilfe eines kleinen Video-Beitrags veranschaulichte Kühling, wie der Prozess des Hörens vonstatten geht. Anschließend thematisierte sie die unterschiedlichen Arten von Hörverlust. Wenn beispielsweise das Außenohr beschädigt ist, so hat dies andere Auswirkungen, als wenn das Innenohr betroffen ist. Ältere Menschen sind in der Regel von Innenohrschädigungen betroffen, diese sind zum größten Teil irreparabel, die Verschleißerscheinungen des Ohres können aber mit Hilfe von speziellen Hörgeräten abgefedert werden.

Schädigungen des Außen- und Mittelohres können oftmals durch Operationen und spezielle Implantate ausgeglichen werden. Elftklässler Nick hat ein ganz besonderes Gehör. Sein Innenohr funktioniert überaus präzise, dafür fehlt ihm von Geburt an die so genannte Gehörgangsöffnung im Außenohr, deshalb kann seine Hörschädigung nicht mit Hilfe eines Hörgeräts am Außenohr oder einer Operation gelöst werden. Damit Nick trotzdem hören kann, auch wenn der Schall von außen das Innenohr nicht auf normalem Wege erreichen kann, trägt er hinter dem Ohr auf der Kopfhaut ein spezielles Hörgerät, ein so genanntes implantiertes Knochenleitungs-Hörgerät. Hierzu, so Kühling, sei eine einzelne Titanschraube im Knochen hinter der Ohrmuschel eingepflanzt worden und über diese Verbindung, auf die das spezielle Hörgerät aufgesteckt werde, erfolge dann die Schallzuführung über den Knochen direkt auf das Innenohr.

Ohne diese Art von Hörgerät könnte Nick nichts von seiner Außenwelt wahrnehmen. Mit Hilfe von verschiedenen Hörtest-Ergebnissen verdeutlichte die Hörakustik-Meisterin den Lernenden anschließend zum besseren Verständnis, wie es beispielsweise ist, wenn man keine hohen oder tiefen Töne hört, oder eben wie bei Nick kein funktionsfähiges Außenohr zur Schallübertragung an das Innenohr besitzt.

Im Publikum machte sich Erstaunen breit, als bereits das Ergebnis einer leichten Hochton-Schädigung zu Tage förderte, dass Vogelstimmen einfach gar nicht mehr wahrgenommen werden können. Kühling untermalte ihren Vortrag mit zahlreichen praktischen Beispielen. Ein kleiner Junge habe beispielsweise, nachdem das Hörgerät eingesetzt worden war, erst einmal zehn Minuten lang über seinen Pullover gestrichen und sie schließlich gefragt, ob sie das Geräusch der Kleidung auch hören würde. Aufgrund seiner Hörschädigung hatte er noch niemals zuvor raschelnde Kleidung gehört.

Im roten Bereich des Bildes ist dargestellt, welche Laute bei dieser Hörbeeinträchtigung nicht mehr/ nur sehr erschwert wahrgenommen werden können.

Nebenbei erfuhren die Schülerinnen und Schüler noch viele technische Details rund um die akustischen Hilfsmittel. Die neuste Generation der Hörgerät verfügt beispielsweise über Bluetooth-Streaming – so klingelt das Handy beispielsweise direkt im Hörgerät, welches dann natürlich auch die direkte Annahme der Gespräche ermöglicht.

Abschließend erklärte Kühling den Lernenden noch, wie Gebärdensprache funktioniert und wo die Unterschiede zur Laut- und Schriftsprache liegen. Die Gebärdensprache ist auf eine ausgeprägte Mimik und Gestik angewiesen, um beispielsweise Inhalte wie Emotionen und Ironie zu transportieren. Zudem gibt es im System der Deutschen Gebärdensprache eine eigene Grammatik – so fehlen beispielsweise die Artikel, weil es sonst viel zu lange dauern würde, einen Satz zu übersetzen. In der Gebärdensprache lautet der Satz „Ich gehe zur Arbeit“ also: „Ich Arbeit gehen“. Wer also regelmäßig Gebärdensprache spricht, für den ist es umso schwerer, alle komplexen Regelungen der deutschen Schriftsprache anzuwenden und zu bedenken.

Der Vortrag von Frau Kühling endete nach rund einer Stunde mit einer offenen Fragerunde. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die zahlreichen Informationen und Impulse rund um das Thema „Hören“.