Bestanden – Quereinsteiger Peter Hoping hat alle Hürden auf dem Weg zum Lehrerberuf gemeistert

Das Referendariat ist für angehende Lehrer in der Regel kein einfacher Spaziergang. Für viele ist dieser Abschnitt ihrer Berufsausbildung schon ohne äußere Einflüsse eine stressige Angelegenheit. Und nun findet wegen der Corona-Pandemie seit mehr als einem Jahr nicht nur normaler Unterricht, sondern eben auch das Referendariat im Ausnahmezustand statt. Peter Hoping, Nachwuchslehrkraft der AKS, hat es trotzdem erfolgreich hinter sich gebracht und kann nun nach rund 36 arbeitsintensiven Monaten endlich einmal durchschnaufen. Vor einigen Tagen hat er mit der Abschlussprüfung die letzte Hürde des Quereinsteiger-Programms des Landes Niedersachsen gemeistert. Grund genug, ihn einmal auszuquetschen, wie er seine Ausbildungszeit wahrgenommen hat, welche Erfahrungen er mit dem digitalen Unterrichten gemacht hat und wie seine Pläne für die Zukunft aussehen.

Moin, moin Peter, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Referendariat. Endlich fertiger Lehrer… dem Referendariat wird oft nachgesagt, dass es kein Zuckerschlecken ist. Mal Hand aufs Herz. Wie war das bei dir? Hast du zwischendurch mal ans Aufhören gedacht?

Also, ich muss ehrlich sagen, dass das Referendariat schon einiges von einem verlangt… Aber Aufhören? Niemals!! Klar sind gerade auf der Zielgeraden (z.B. den letzten sechs Monaten zum Prüfungsunterricht hin) Momente dabei gewesen, wo man sich den Prüfungstag herbeigesehnt hat… Egal wie es ausgeht… Hauptsache fertig und alles hinter sich bringen. An solchen Tagen mit “Tiefpunkten” habe ich mich immer abgelenkt, z.B. indem ich was Schönes mit meinen Kindern gemacht habe oder einfach eine Runde Fahrrad mit dem Hund gefahren bin. Auch Gespräche mit der Familie, Mentoren und anderen Referendaren haben mir immer geholfen, dass es schnell optimistisch weiterging.

Du wurdest ja sozusagen zu Beginn deines Vorbereitungsdienstes ins kalte Wasser geworfen. Was war am Anfang das Schwierigste und vielleicht auch das Belastendste?

Das Schwierigste war definitiv die Namen der ganzen neuen Kolleginnen und Kollegen sowie die der Schülerinnen und Schüler zu behalten. In der ersten Woche lernt man ca. 80 neue Kollegen kennen und unterrichtet von heute auf morgen in verschiedenen Klassen mit über 100 Lernenden pro Woche. Eine weitere Herausforderung war die zeitliche Organisation für die Unterrichtsvorbereitung, das Studium und die Familie unter einen Hut zu bekommen. Das Belastendste war die Ungewissheit, ob man auch tatsächlich für den Job geeignet ist und ob man mit den Schülern klarkommt. 

Was war dein schönstes Erlebnis im Vorbereitungsdienst, mal abgesehen von der bestandenen Prüfung am Ende?

Der Zusammenhalt unter den Referendaren und die Unterstützung durch meine Ausbildungslehrer Stephan Kleinschmidt und Max Holters. Wenn ich so überlege, wie viele Gespräche / Telefonate / Jitsi-Konferenzen wir während der Zeit geführt haben…Wahnsinn! 

Mit jeder geplanten und gehaltenen Unterrichtsstunde sammelt man neue Erfahrungen, gab es etwas, was du gemacht/ ausprobiert hast, worüber du dich hinterher geärgert hast und das nie wieder so ausprobieren würdest?

Ja klar gab und gibt es immer wieder mal Unterrichtssituationen, die man im Nachhinein anders umsetzen würde und die Stunde anders angehen würde. Zum Glück ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich z.B. einmal die Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Gruppenarbeit viel zu hoch angesetzt habe… Da waren alle überfordert, nicht nur die Lernenden, die nicht vernünftig arbeiten konnten, sondern auch ich als Lehrkraft, weil ich gar nicht mehr wusste, wen ich jetzt wie als erstes unterstützen soll… Aber ich glaube auch, dass das Erfahrungslernen das Wichtigste ist, was einen tatsächlich weiterbringt. Aus Fehlern lernen. Und was natürlich auch Gold wert ist, ist das ehrliche Feedback der Lernenden. Darauf lege ich besonders viel Wert und ermuntere meine Schülerinnen und Schüler dazu, mir immer unmittelbar Rückmeldungen zu geben.  

Als Quereinsteiger hast du ja kein klassisches anderthalbjähriges Referendariat durchlaufen, deine Ausbildungszeit betrug ca. drei Jahre. Magst du kurz einmal berichten, welchen Aufgaben/ Herausforderungen du dich in dieser Zeit stellen musstest bzw. wie dein Quereinstieg organisiert war und abgelaufen ist.

Als Quereinsteiger muss man ja nicht nur das klassische Lehramtsreferendariat absolvieren, sondern noch ein Zweitfach und pädagogische Anteile nachholen. Zum Glück wusste ich bereits vor meinem Ausbildungsbeginn wo und wie ich mein Zweitfach, das Unterrichtsfach Politik, studieren konnte. Somit hatte ich schon drei Monate studiert, bevor es für mich an der AKS Lohne so richtig losging. Das hat mich persönlich beruhigt, da sich das erste Aufgabenpaket der ganzen Ausbildung schon „in Bearbeitung” befand. Oft haben sich die Dinge im Laufe der Ausbildungszeit auch zusammengefügt. So hat sich z.B. über das Politik-Studium in Hannover auch das Berufs- und Wirtschaftspädagogik Studium ergeben. Diese Tatsache hat vieles erleichtert. Rückblickend glaube ich, dass in jedem Fall ein gutes Organisationstalent und ein solides Zeit-Management sehr wichtig sind. Alle Termine von der Schule (Aufgaben als Klassenlehrer, Unterrichtsvorbereitungen), dem Seminar (Unterrichtsbesuche) und dem Studium (Studienleistungen in Politik und BWP) sowie der Familie im Blickfeld zu haben war z. T. sehr herausfordernd. 

Hast du einen Tipp für deine Nachfolger, wie man sich auf den Vorbereitungsdienst und die Tätigkeit als Lehrer vorbereiten kann?

Man muss einen konkreten Zeitplan erstellen und diesen auch verfolgen. Man sollte keine Unterrichtsbesuche unnötig hinauszögern, sondern einfach loslegen und alles der Reihe nach abarbeiten. Ein guter Austausch mit den Ausbildungslehrern und Kolleginnen / Kollegen ist wichtig. Ich kann persönlich nur sagen, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Kolleginnen und Kollegen einem sehr gerne unter die Arme greifen, wenn man sie darum bittet. Ich habe mich während meiner ganzen Ausbildungszeit immer unterstützt gefühlt.

Wieso hast du dich für die Adolf-Kolping-Schule entschieden? Was zeichnet die Schule aus?

Ich war damals selber Berufsschüler der AKS (Werkzeugmechaniker von 2002-2006) und Schüler der FOT (2006-2007) und fand die Lehrer / Lehrerinnen schon zu der Zeit immer sehr hilfsbereit. Sie haben uns Schülern immer schon das Gefühl gegeben, dass man aus seinem Leben viel machen kann und uns auch die beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt, wie man mit unterschiedlichen Wegen an bestimmte Ziele kommt. Das war ein Grund, warum ich mich für die AKS als Schule entschieden habe. Zudem kannte ich die Schule (Gebäude, Ausstattung) bzw. Lehrer- also das Team in dem ich arbeite – ja schon.  Bevor ich eingestellt worden bin, hatte ich während eines einwöchigen Praktikums zudem die Gelegenheit, einige Gespräche mit meinen “alten” Lehrern zu führen. Dadurch fiel mir die Entscheidung noch einfacher. 

Wie würdest du dich selbst als Lehrerpersönlichkeit beschreiben?

Offen, wertschätzend, vertrauensvoll. Jeder kann zu mir kommen und ich versuche zu helfen.

Was macht dir am Lehrerjob am meisten Spaß?

Die Ferien :D, Spaß beiseite. Der Umgang mit Menschen bzw. den Schülerinnen und Schülern. Wenn die Klasse Interesse an Themenbereiche zeigt und Fragen gestellt werden. Und auch wenn über irgendwelche Dinge gelacht wird. 

Welche Ziele hast du für die Zukunft?

In der beruflichen Fachrichtung feste Standbeine bekommen. Dass ich weiterhin bei den technischen Produktdesignern und Verfahrensmechanikern vermehrt eingesetzt werde und ich dort mit den Teamkollegen weiterhin gut zusammenarbeiten kann. Langfristig möchte ich die Schüler vernünftig auf das berufliche Leben vorbereiten und natürlich auch auf die zu absolvierenden Abschlussprüfungen. 

Durch die Corona-Pandemie hat sich der Unterrichtsalltag stark verändert. Wie bist du mit diesen Veränderungen umgegangen? Wo siehst du Vor-/ Nachteile? Welche Erfahrungen wirst du auch zukünftig in deinen Unterricht integrieren?

Als Produktentwickler (mein alter Beruf) musste ich häufiger Telefonkonferenzen bzw. Videokonferenzen mit den Kunden führen. Die Durchführung war ähnlich wie bei Jitsi. Daher war es für mich einfacher, mich damit zurecht zu finden. 

Vorteile: Einsatz digitaler Medien; Ersatz des Tafelbilds; SuS können spontan von zu Hause aus arbeiten (z.B. wenn der Zug nicht fährt); spart Zeit / Kosten

Nachteile: weniger Kontakt/Austausch zu SuS, Kolleginnen und Kollegen; Distanz führt zu Isolation; es erfordert Selbstdisziplin