Der anhaltende Lehrermangel ist derzeit in aller Munde. Auch an der AKS fehlt Personal an allen Ecken. Vor allem die technische Sparte ist knapp besetzt. Geeignete Bewerber sind derzeit auf dem Stellenmarkt so gut wie gar nicht verfügbar. Die Schulleitung der AKS hat daher nun zu ungewöhnlichen Maßnahmen gegriffen, um den katastrophalen Zuständen ein Ende zu setzen und den Lehrerbedarf in der Metalltechnik aufzufangen.
Unter Ausnutzung ihrer Leichtgläubigkeit lockte die Schulleitung die Kolleginnen und Kollegen des Fachteams Holztechnik zu einer “Besichtigungsfahrt” zur Harpenfelder Dorfschmiede in Bad Essen. Die von langer Hand geplante und professionell durchgeführte perfide Täuschungsaktion sah laut Programmablauf vor, dass AKS-Holztechnikerin Sabine Witte-Paulsen als kundige Fachfrau Einblicke in die holzhandwerkliche Art des Wagenradbauens in der dortigen Stellmacherei vermitteln sollte. Beeindruckt von den Fähigkeiten damaliger Handwerker, auch mit einfachsten Mitteln stabile und funktionstüchtige Wagenräder zu fertigen, ließen sich die AKS-Tischlerkollegen teils durch geschicktes Zureden, teils durch freundliche Aufforderung, in die alte Dorfschmiede nebenan manövrieren, in der bereits ein rotglühendes Schmiedefeuer brannte.
„Wollt ihr nicht mal eine Spitze schmieden? Ist ganz einfach, macht richtig Spaß und tut auch nicht weh!“ Dieser subtilen Aufforderung des anwesenden erfahrenen Schmiedes, mochte sich natürlich niemand entziehen. Und so kam es, dass das Schicksal in dieser unachtsamen Sekunde seinen Lauf nahm: Franz Büssing, Gerrit Büssing, Felix Wehry, Wolfgang Tappe, Eberhard Thun und Matthias Dierkes ließen sich nicht lange bitten und begannen mit Begeisterung auf glühend heiße Eisenteile einzuhämmern, um mehr oder weniger spitze Spitzen herzustellen. Kaum waren die Teile fertig und durch den Schmiedemeister begutachtet, wurden die Ahnungslosen „vom Fleck weg“ zum „Schmied ehrenhalber“ ernannt. Doch damit nicht genug, es wurden sogar Diplom-Urkunden ausgehändigt und der neue Titel anschließend ausreichend mit Feuerwasser begossen. Wolfgang Tappe und Felix Wehry, den beiden Fachpraxiskollegen der AKS wurde sogar der Titel „Schmiedemeister ehrenhalber“ für besondere Verdienste verliehen, nachdem sie in kürzester Zeit eine Eisenbahnschwelle in einen Flaschenöffner umgeschmiedet hatten.
Nur Schulleiter Martin kleine Bornhorst, seines Zeichens auch gelernter Tischler, hielt sich vornehm zurück, ein weiteres Warnsignal, welches die leichtgläubigen AKS-Kollegen nicht hätten ignorieren sollen! Denn unvermittelt wurde er aktiv, sammelte plötzlich die ausgehändigten Urkunden ein, und kommentierte den Vorgang mit den Worten: “Die kommen gleich in die Personalakte! Die frisch ernannten Schmiede und Schmiedemeister können ab sofort im ersten Lehrjahr der Metallbauer den dort unterrichtenden Lehrkräften in den ersten Wochen unter die Arme greifen und im Lernfeld 1 „AC/DC-Anlassen unter Verwendung von Heavy Metal“ Einführungsunterricht geben.“
Um Einwände und Bedenken gleich zu zerstreuen, wurden die so überrumpelten Alt-Tischler und Neu-Metaller-Kollegen zu Freibier und einem üppigen Mahl eingeladen, was nach der körperlichen Anstrengung zuvor dankend angenommen wurde. Und so endete dieser denkwürdige Tag mit einem exquisiten Mehrgang-Menü plus Nachspeise nebst Fassbier und Obstbrand zur Zufriedenheit aller.
Zum Ende gingen die Tischler den Plänen der Schulleitung aufgrund ihres Suppenkomas dann jedoch vollständig auf den Leim. Vielleicht hätten die Teilnehmer wachsamer sein sollen, als die Folgeveranstaltung von Herrn kleine Bornhorst ankündigt wurde: „Teil 2 findet dann im nächsten Jahr als Wochenendseminar vom 30.07. bis zum 01.08.2019 im Schmiedezentrum Wacken statt. Der Schulleiter ist auch wieder dabei.“
Ein Bericht von Matthias Dierkes, Hilfsschmied ehrenhalber
